Fachtagung Inklusion 2019

Fachtagung Inklusion 2019

Mitglied der Jugendfeuerwehr trotz geistiger, körperlicher oder psychischer   Behinderung? Wie passt das zu den traditionellen Vorstellungen der Feuerwehr als Verein selbstloser, untadeliger Helden?

Chancen, Herausforderungen, Möglichkeiten und Grenzen der Inklusion diskutierten rund 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Fachtagung der Jugendfeuerwehr Sachsen-Anhalt am 19. Oktober 2019 im Institut für Brand- und Katastrophenschutz in Heyrothsberge. Ehrenamtliche Führungskräfte der Jugendfeuerwehren sowie Experten und Gäste suchten gemeinsam Antworten auf die Frage, welche Aufgaben Menschen mit einer Beeinträchtigung in den Jugendfeuerwehren des Landes übernehmen können und welche Barrieren dies verhindern.

Wir Feuerwehrleute haben das schönste, notwendigste und gefährlichste Hobby der Welt. Gleichzeitig spiegeln wir die Probleme der Gesellschaft wider“, so Landesjugendfeuerwehrwart Thomas Voß, der die Fachtagung initiierte und organisierte. Auf der Agenda standen verschiedene Fachvorträge, Erfahrungsberichte aus Sachsen-Anhalt sowie Diskussionsrunden. Dr. Britta Krause und Robert Richard vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration Sachsen-Anhalt erweiterten nach einer kurzen theoretischen Einführung ins Thema den Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten, Menschen mit einer Behinderung ganz selbstverständlich am Alltag teilhaben zu lassen. Die beiden Referenten verwiesen auf die umfangreichen und vielschichtigen Beratungsmöglichkeiten rund um das Thema Inklusion im Land. Detlef Harfst, stellvertretender Geschäftsführer der Feuerwehrunfallkasse-Mitte als gesetzlichem Unfallversicherungsträger für die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren in den Ländern Sachsen-Anhalt und Thüringen, informierte über den Versicherungsschutz, der nicht zwischen Menschen mit oder ohne eine Behinderung unterscheidet.

Soweit die fachliche Sicht. Wie Inklusion im Alltag funktioniert und was sie für den Einzelnen bedeutet, zeigten zwei ausführliche Gespräche.

Ronny Müller aus Hohenmölsen berichtete, wie ihn seine Kameradinnen und Kameraden nach einer Erkrankung, die ihn in den Rollstuhl zwang, zum Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes wählten. „Inklusion heißt für mich vor allem, Barrieren in den Köpfen abzubauen, auch im eigenen“, fasste der 44-Jährige seinen Lebensweg nach der Erkrankung zusammen.

Emotional bewegend das Gespräch mit dem 5-jährigen Leon Standke und seiner Mama aus Biere-Eickendorf. Leons Rollstuhl zieren mittlerweile Autogramme von Feuerwehrleuten aus ganz Deutschland, darunter seit dem 19. Oktober auch das der zweifachen Silbermedaillen-Gewinnerin bei den World Police & Fire Games 2019 in Chengdu (China), Katharina Dieckow, die an der Fachtagung teilnahm. Leon ist nicht nur ein großer Fan der Kinderfeuerwehr des Ortes, sondern wird an seinem 6. Geburtstag im kommenden Monat ihr offizielles Mitglied.

Lebhafte Diskussionen entwickelten sich in den anschließenden individuellen Gesprächsrunden mit Dr. Britta Krause und Robert Richard, Detlef Harfst, Ronny Müller und Vertretern der Kinderfeuerwehr Eickendorf, in denen die Kameradinnen und Kameraden Fragen stellen und Einzelfälle besprechen konnten. Gleichzeitig bot dieser Teil der Fachtagung die Möglichkeit, sich zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen.

Die Jugendfeuerwehr beweist eine große Offenheit für das Thema Inklusion, hier wird sie im Alltag seit langem gelebt. Inklusion gelingt nur miteinander, indem jeder seine Stärken einbringt und alle davon profitieren“, resümierte Robert Richard, Leiter des Referates Menschen mit Behinderungen, Sozialhilfe, gesellschaftliche Teilhabe im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration Sachsen-Anhalt.  

Videobotschaft Frau Ministerin Petra Grimm-Benne
(Ministerin für Arbeit, Familie und Integration)

Videobotschaft Herr Minister Holger Stahlknecht
(Minister für Inneres und Sport)

Die Fachtagung stand unter Schirmherrschaft der Ministerin für Arbeit, Familie und Integration Petra Grimm-Benne und wurde durch das Land Sachsen-Anhalt gefördert.

(Text: Brigitte Menge/Mathias Voß; Bilder: Katharina Dieckow, Melanie Korkowsky)

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