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Fach­ta­gung Links­ex­t­re­mis­mus

Neue Ent­wick­lun­gen jen­seits von Marx, En­gels und Lenin

Am 23. Sep­tem­ber 2020 be­such­te ei­ne un­se­rer Ju­gend­bil­dungs­re­fe­ren­tin­nen die Fach­ta­gung "Links­ex­t­re­mis­mus: Neue Ent­wick­lun­gen jen­seits von Marx, En­gels und Lenin" in der Jo­han­nis­kir­che in Mag­de­burg. Or­ga­ni­siert wur­de die­se in­halt­lich kom­pe­ten­te Fach­ta­gung in sc­hö­nem Am­bi­en­te von Frau May Pe­ters (Mi­nis­te­ri­um für In­ne­res und Sport des Lan­des Sach­sen-An­halt, Ex­t­re­mis­mu­spräv­en­ti­on, Spio­na­ge­ab­wehr, Wirt­schafts­schutz).

Nach den herz­li­chen Be­grüß­un­gen durch Dr. Lutz Trüm­per (Ober­bür­ger­meis­ter der Lan­des­haupt­stadt Mag­de­burg) und Frau An­ne Pog­ge­mann (Staats­se­k­re­tärin im Mi­nis­te­ri­um für In­ne­res und Sport des Lan­des Sach­sen-An­halt) wur­de di­rekt in das eher theo­re­ti­sche The­ma "Die ideo­lo­gi­schen Ve­r­än­de­run­gen des Links­ex­t­re­mis­mus durch die Ver­bin­dung von Marx mit der Post­mo­der­ne und dem Post­struk­tu­ra­lis­mus" mit Prof. Dr. Hen­drik Han­sen (Hoch­schu­le des Bun­des für öf­f­ent­li­che Ver­wal­tung) ein­ge­s­tie­gen. Zum The­ma "Ent­g­ren­zung und An­schluss­fähig­keit links­ex­t­re­mis­ti­scher Po­si­tio­nen an die Mit­te der Ge­sell­schaft" sprach Mar­co Haa­se (Ver­fas­sungs­schutz­be­hör­de Ham­burg) und zeig­te vie­le ein­drück­li­che, prak­ti­sche Bei­spie­le aus Ham­burg auf. Nach der Mit­tags­pau­se sprach Jun.-Prof. Tom Man­ne­witz von der TU Chemnitz zu "Leip­zig-Con­ne­witz - his­to­ri­sche Ent­wick­lung des Brenn­punkts der au­to­no­men Sze­ne in Mit­tel­deut­sch­land". "Das Kam­pag­nen­feld An­ti-Re­pres­si­on und das or­ga­ni­sa­ti­ons­über­g­rei­fen­de Wir­ken der "Ro­ten Hil­fe" als Sta­bi­li­sa­tor und Mo­ti­va­tor" be­leuch­te­te Dr. Udo Ba­ron von der Ver­fas­sungs­schutz­be­hör­de Nie­der­sach­sen. Jo­chen Holl­mann, der Ab­tei­lungs­lei­ter Ver­fas­sungs­schutz im Mi­nis­te­ri­um für In­ne­res und Sport des Lan­des Sach­sen-An­halt, brach­te dann ab­sch­lie­ßend und zu­sam­men­fas­send noch ei­ni­ges auf den Punkt.

Die Grund­über­le­gung des Links­ex­t­re­mis­mus:

Das En­ga­ge­ment von Links­ex­t­re­mis­ten zielt auf ei­ne re­vo­lu­tio­nä­re Über­win­dung der frei­heit­li­chen de­mo­k­ra­ti­schen Grund­ord­nung, der be­ste­hen­den Ge­sell­schafts­ord­nung und auf die Er­rich­tung ei­nes ver­meint­lich herr­schafts­f­rei­en oder kom­mu­nis­ti­schen Sys­tems. Da­mit stel­len sie ei­ne Ge­fahr für die de­mo­k­ra­ti­sche Ge­sell­schaft dar. (Ver­fas­sungs­schutz Sach­sen-An­halt: mi.sach­sen-an­halt.de) Links­ex­t­re­mis­ten leh­nen die Wer­te und Nor­men des Grund­ge­set­zes ab. Sie be­kämp­fen den Staat, sei­ne Ein­rich­tun­gen und sei­ne Re­prä­sen­t­an­ten, die sie als Weg­be­rei­ter des Fa­schis­mus, als Grund­aus­lö­ser von Krieg, Ras­sis­mus und öko­lo­gi­schen Ka­tastro­phen ti­tu­lie­ren. Links­ex­t­re­mis­mus ist ein Sam­mel­be­cken für un­ter­schied­li­che Strö­mun­gen, die die frei­heit­li­che de­mo­k­ra­ti­sche Grund­ord­nung aus meh­re­ren Rich­tun­gen - teil­wei­se un­ter Zu­hil­fe­nah­me von Ge­walt - an­g­rei­fen. (Ein­la­dungs­text der Fach­ta­gung) Ge­wal­t­o­ri­en­tier­te Links­ex­t­re­mis­ten - in der Mehr­zahl sog. Au­to­no­me - üben Ge­walt als Stra­ßen­mi­li­tanz und durch Ak­tio­nen wie Kör­per­ver­let­zun­gen, Brand­an­schlä­ge oder Farb­sch­mie­re­rei­en aus. Dies wird an Bei­spie­len wie Far­b­at­ta­cken auf Häu­ser in Ham­burg und auf fah­ren­de Au­tos von Po­li­ti­ker*in­nen oder auch an den Schlä­ge­rei­en in Con­ne­witz deut­lich. Ge­walt wird als Teil der Pro­b­lem­lö­sung ge­se­hen. We­sent­li­che Ak­ti­ons­fel­der sind The­men wie "An­ti­ras­sis­mus", "Na­tio­na­lis­mus" so­wie "Ka­pi­ta­lis­mus". Ge­ne­rell wer­den je­doch auch po­pu­lä­re, ge­sell­schaft­lich an­er­kann­te The­men in­stru­men­ta­li­siert wie z. B. "fri­days for fu­tu­re", "Eman­zi­pa­to­ri­sche Per­spek­ti­ven" und die Flücht­lings­po­li­tik. Schu­len und Fuß­ball­clubs wer­den "un­ter­wan­dert", gleich­zei­tig wer­den der Staat, die Po­li­zei, Wis­sen­schaft­ler*in­nen und Rechts­ex­t­re­me zum Feind­bild er­klärt. Links­ex­t­re­me agie­ren nicht, sie rea­gie­ren über­wie­gend - vor al­lem auf ak­tu­el­le po­li­ti­sche Si­tua­tio­nen wie den G8-Gip­fel, die In­nen­mi­nis­ter­kon­fe­renz, o.ä. Die Prog­no­se von Ex­per­ten sieht u.a. die Zu­nah­me der Ge­waltin­ten­si­tät der Links­ex­t­re­mis­ten.

Auch wenn der Links­ex­t­re­mis­mus in den Sta­tis­ti­ken ei­nen ge­rin­ge­ren An­teil im Ver­g­leich zum Rechts­ex­t­re­mis­mus aus­macht, lohnt sich ei­ne beid­sei­ti­ge Be­leuch­tung der The­men auf je­den Fall. Da­her wird die Ju­gend­feu­er­wehr Sach­sen-An­halt im Jahr 2021 zu ei­nem Fach­tag zum Rechts- und Links­ex­t­re­mis­mus la­den und sich wei­ter­hin mit die­sen The­men be­schäf­ti­gen.